Emotionale Aspekte der saarländischen Verbindung: Die Grenzregion
Geprägt von deutscher und französischer Politik, Kultur, Bildung, Sprache, Wirtschaft und Kulinarik bildet das Saarland eine geeignete Brücke zwischen beiden Ländern. Zwischen unserem kleinen Bundesland und den französischen Nachbarn existiert nicht nur die Verbindung durch unsere berühmte Saar, sondern auch z.B. über zahlreiche Städtepartnerschaften.
Die Besonderheit der Grenzerfahrung prägte auch die weltoffene Art der Saarländer, die aufgrund dessen möglicherweise weltweit wenig Schwierigkeiten haben sich an örtliche Gegebenheiten anzupassen, ohne jedoch ihre eigene Kultur zu vernachlässigen. Dies beweist sich nicht nur in unseren Saarlandbüros, sondern auch mit der Initiative der Saarlandbotschafter, die auch über die Grenzen hinaus die saarländische Mentalität weitertragen.
In diesem Artikel finden Sie Gründe und Merkmale des französischen Einflusses auf die Saarländer, der über das übernommene savoir vivre (auch „Saarvoir vivre“ genannt – die Kunst, das Leben zu genießen) hinausgeht.
Geschichte kompakt
Die Geschichte des Saarlandes ist geprägt durch den Wechsel der Staatszugehörigkeit: Mal deutsch, mal französisch, mal (teilweise) eigenständig. Besonders das Jahrzehnt unter französischer Kontrolle hinterließ seine Spuren in vielen Bereichen der saarländischen Lebens- und Arbeitswelt.
Bildung und Sprache
Nicht nur in der Alltagssprache, dem Saarländischen, ist der französische Einfluss deutlich hörbar (s. SHS-Artikel „Unser einzigartiger Dialekt“). Bereits in vielen Kindertagesstätten im Saarland wird zweisprachig mit Kleinkindern gearbeitet. Das Saarland ist darüber hinaus das einzige Bundesland, in welchem Französisch und Englisch in Sekundarstufe 1 als Pflichtfächer unterrichtet werden. Zudem existieren zweisprachige Schulen wie das Deutsch-Französische Gymnasium in Saarbrücken. An zahlreichen Schulen sollen außerdem AbiBac-Abschlüsse möglich werden, was das Arbeiten in französischsprachigen Grenzländern erleichtert. Und auch die Hochschulen bilden keine Ausnahme. So gründete Frankreich beispielsweise die Universität des Saarlandes, die Musikhochschule, die Schule für Kunst und Handwerk und den Vorläufer des SR. Die Zusammenarbeit von Hochschulen wie der Universität des Saarlandes mit der Université de Lorraine-Metz und der Universität Luxemburg ermöglichen grenzüberschreitende Ausbildungen (z.B. Studium Deutsch-Französische Studien, Grenzüberschreitende Kommunikation).
Auch die saarländische Landesregierung möchte die Bilingualität im Saarland fördern und entwickelte 2014 die „Frankreichstrategie“, um die Frankreich- und Französischkompetenz weiter auszubauen. Das deklarierte Ziel daraus ist es bis 2043 offiziell zweisprachig zu werden. Damit wäre das Saarland das einzige mehrsprachige Bundesland in Deutschland.
Saar-Lor-Lux
Als ökonomisches Leitprojekt „SaarLorLux“ in den 1960ern gestartet, ist die europäische Großregion mittlerweile ein etablierter und erfolgreicher Wirtschafts- und Kulturraum. Für die Förderung der wirtschaftlichen, kulturellen, touristischen und sozialen Entwicklung dieser Region arbeiten Behörden und Institutionen grenzüberschreitend zusammen.
Wander-/Radwege
Vom Saarland ausgehend existieren kurze Wege zu europäischen Zentren wie Straßburg, Paris, Luxemburg, Brüssel und Frankfurt. Zu Paris existiert sogar eine Schienen-Direktverbindung, die eine Reise in die Hauptstadt Frankreichs in zwei Stunden ermöglicht. Die Freiheit der europäischen Großregion Saar-Lor-Lux mit ihren grenzenlosen Spazier-, Wander- und Radwegen führt den Saarländer schnell zu den Landesnachbarn. Hier ein paar Wege, welche die Grenzen zu unseren Nachbarn verschwinden lassen.
Wirtschaft
Frankreich ist einer der wichtigsten Kunden und Handelspartner des Saarlandes. Viele saarländische Firmen haben ein zweites Standbein in Frankreich. Außerdem sind rund einhundert französische Unternehmen im Saarland aktiv. Alteingesessene deutsch-französische Unternehmen wie beispielsweise Villeroy und Boch sind seit fast 200 Jahren im Saarland ansässig.
Und auch der Grenzverkehr beflügelt die Wirtschaft. Für über 240.500 Grenzpendler ist das tägliche Überqueren der Grenzen der Großregion Normalität (vgl. saaris Magazin).
Kultur
Neben der Essenkultur, die eine Mischung der deutschen und französischen Küche darstellt, spiegelt sich der französische Einfluss auch in kulturellen Aktivitäten wider. Insbesondere die Inspiration aus der freien französischen Theaterszene brachte in den siebziger Jahren einen Kulturwandel mit sich.
Hier drei Beispiele:
- Festival Perspectives: Das einzige Kulturfest, das sich seit 1978 sowohl deutsch- wie französischsprachiger Bühnenkunst widmet.
- Fête de la musique: Findet jedes Jahr zum Sommeranfang statt (z.B. im deutsch-französischen Garten).
- SR2 RendezVous Chanson: Regelmäßige Sendung im saarländischen Kulturradio mit klassischer und aktueller französischer Musik.
Quellen: saaris "willkommen.saarland Magazin" Saarland Magazin „Willkommen im Saarland: Entdecke grenzenlose Schönheit (Tourismus Zentrale Saarland) Link zur Frankreichstrategie https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/211320/1945-das-saarland-wird-franzoesisch/ Wikipedia – Saar-Lor-Lux https://www.deutschlandfunk.de/deutsch-franzoesische-einigung-in-der-saarfrage-100.html https://meinfrankreich.com/saarbruecken/ https://www.saarland.de/DE/land-leute/geschichte/geschichte-kompakt-dossier/_documents/dos06_saarlorlux-ab1950.html